Zwei Städte, ein Uweltfestival

Selbst anpacken im Umweltschutz, statt auf die große Politik zu warten: Junge Menschen aus den Partnerstädten Ludwigshafen und Gaziantep planen in Online-Workshops gemeinsame Aktionen

„Mich macht das glücklich, Gleichgesinnte aus der Türkei kennenzulernen, die sich auch fürs Klima und die Umwelt engagieren“, schwärmt die 17-jährige Amira, Abiturientin aus Ludwigshafen. Der Medizinstudentin Irem, 19 Jahre alt und eine ihrer Mitstreiter*innen aus Gaziantep, geht es ähnlich: „Es ist toll, sich mit Leuten in Deutschland auszutauschen, die genauso denken wie ich“, sagt sie. Gefunden haben die beiden sich im Modellprojekt „Jugend gestaltet Städtepartnerschaft“, an dem ihre Heimatstädte sich beteiligen. Das Projekt bringt Schüler*innen und Studierende aus Partnerstädten beider Länder zusammen. „Gaziantep und wir sind ja schon seit 2008 freundschaftlich verbunden, wir stellen viel zusammen auf die Beine“, sagt Marcel Jurkat, Leiter Repräsentation und Städtepartnerschaften in Ludwigshafen. „Umso dankbarer bin ich, wenn gerade Jugendliche unser Miteinander mit ihren Ideen bereichern.“

Ein gemeinsamer Spirit

Angesichts von Flutkatastrophen in Deutschland und Waldbränden im Mittelmeerraum: Warum nicht ein Umweltfestival zusammen organisieren, um noch mehr junge Menschen für Klimaschutz und Respekt vor der Natur zur sensibilisieren – zunächst in Deutschland, im Jahr darauf in Gaziantep? Das ist die Idee, auf die sich die jeweils acht Teilnehmenden aus beiden Städten schon im ersten digitalen Ideenworkshop geeinigt hatten. „Da ist ziemlich schnell ein gemeinsamer Spirit entstanden“, erzählt Moderatorin Susanne Bruch, die den Austausch mithilfe einer digitalen Kollaborations-Plattform strukturiert hat. Was kann man voneinander lernen, welche Umwelt-Aktionen vielleicht aus anderen Städten übernehmen? Eignen sich Fahrrad-Wettbewerbe, gemeinsames Bäumepflanzen, ein Informationsbesuch bei BASF oder Workshops zur Mülltrennung dazu, so ein gemeinsames Umweltfestival zum Erfolg zu machen? Zwei von vielen solcher Ideen wollen die Jugendlichen, so der Konsens im zweiten Workshop, demnächst weiter ausarbeiten: Eine konzertierte Müllsammel-Aktion – und ein Mitmach-Projekt, bei dem aus alten Materialien neue, kreative Produkte entstehen.

Unterstützung von Umweltexpert*innen

Mit dafür sorgen, dass das Festival Realität wird, wollen in jedem Fall die Vertreter*innen beider Kommunen, die in den Workshops mit von der Partie waren. „Wir in der Stadtverwaltung unterstützen die Jugendlichen gerne, indem wir zum Beispiel bei den Schulen für das Festival werben“, sagt etwa Şahin Çetin, der in Gaziantep die Städtepartnerschaften betreut. Zwei Umweltexpertinnen der Stadt Ludwigshafen, Lucy Zmuda und Christiane Stolz, bieten Rat zu möglichen Kooperationen mit Vereinen und der praktischen Organisation. Ibrahim Yetkin, bei einem internationalen Jugend-Treff beschäftigt und ehrenamtlich im Ludwigshafener Stadtrat aktiv, will sich in Politik und Stadtgesellschaft für das Festival starkmachen. „Für uns ist das super, dass wir in diesem Projekt so eng mit den Verantwortlichen der Städte zusammenarbeiten“, meint Irem dazu. „Als junger Mensch ist es ja nicht immer leicht, mit Älteren in verantwortlichen Positionen ins Gespräch zu kommen. Hier lernen wir, worauf es dabei ankommt.“

„Zusammen können wir viel mehr erreichen als allein“

Was als nächstes ansteht? Ende Oktober wird das Städte-Team seine Festival-Ideen bei der Abschlussveranstaltung zu „Jugend gestaltet Städtepartnerschaft“ Entscheider*innen aus Kommunen und dem Auswärtigen Amt vorstellen. Über eine WhatsApp-Gruppe wird koordiniert, wer in den nächsten Monaten welche Aufgaben übernimmt. „Wir sollten uns auf jeden Fall Anfang 2022 alle treffen, um gemeinsam weiter zu planen“, erklärt Amira. Im Sommer 2022 soll das Auftakt-Umweltfestival in Ludwigshafen stattfinden, möglichst mit viel Besuch aus Gaziantep. „Wenn wir uns zusammentun, können wir viel mehr erreichen als allein“, so die 21-jährige Elif, die Anwältin für Umweltrecht werden möchte. Oder wie Ayşe es ausdrückt, Medizinstudentin und 22 Jahre alt: „Klima- und Umweltschutz sind globale Herausforderungen. Die kann man nur bewältigen, wenn man sich über Grenzen hinweg engagiert.“

Das Projekt ist Teil der Projektreihe „New Pathways for German-Turkish Youth Exchange“ der Deutsch-Türkischen Jugendbrücke.
Die Projektreihe wurde aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert.