Engagement im Doppelpack: Zusammen für die Umwelt

Jugendliche aus den Partnerstädten Marl und Kușadası planen mit ihren Kommunen eine länderübergreifende Social Media-Kampagne für mehr Umweltschutz

Es ist eine Freundschaft, die schon lange hält. Marl und Kușadası, seit dem Jahr 2000 Schwesterstädte, haben unzählige gemeinsame Projekte auf die Beine gestellt. Bürger*innen-Reisen und gegenseitige Besuche diverser Delegationen, internationale Feste und Jugendaustausch-Programme, Kultur-Events und soziale Initiativen. Jetzt soll noch ein weiteres Projekt dazukommen: „Wir wollen eine gemeinsame Social Media-Kampagne starten, mit der wir in unseren beiden Städten für mehr Umweltschutz werben“, erzählt Burçak, 25 Jahre alt und Architekturstudent in Kușadası. Die 16-jährige Gymnasiastin Aylin aus Marl hat schon sehr konkrete Vorstellungen dazu: „Fakten aus unseren beiden Städten sollen im Mittelpunkt stehen – und ganz konkrete Tipps dazu, wie man im Alltag umweltbewusster leben kann.“ Recherchieren und aufbereiten wollen die Jugendlichen die zweisprachigen Beiträge selbst, verbreitet werden sollen sie auch über die offiziellen Social Media-Kanäle der beiden Kommunen.

Reibungslose Verständigung mithilfe von Simultan-Dolmetscher*innen

Entstanden ist die Idee im Rahmen des Modellprojekts „Jugend gestaltet Städtepartnerschaft“. Schüler*innen und Studierende aus Partnerstädten beider Länder hatten im Sommer und Herbst 2021 die Möglichkeit, in mehreren Online-Workshops mit kommunalen Vertreter*innen gemeinsame Aktionen zu entwickeln. „Für uns war das ein richtiger Mutmacher“, erzählt Jennifer Radscheid, die in der Verwaltung von Marl für die Städtepartnerschaften zuständig ist. „Wegen der Corona-Pandemie sind schon so viele Partnerschaftsveranstaltungen ins Wasser gefallen. Da war es wirklich wohltuend zu erleben, wie gut man sogar Menschen mit unterschiedlichen Sprachen über digitale Plattformen miteinander verbinden kann.“ Dank Simultan-Dolmetscher*innen funktionierte die Verständigung, wie der 20-jährige Marler Jurastudent Sefqan erzählt, „so reibungslos, dass wir richtig überrascht waren.“

International zusammenarbeiten, um globale Probleme zu lösen

Wie können wir klimafreundliche Maßnahmen in unseren Kommunen etablieren und dafür Jugendliche sensibilisieren? Das war die Ausgangsfrage, mit der sich die bi-nationalen Teams in den Online-Workshops beschäftigt haben. Jennifer Radscheid hatte in Marl gezielt auch junge Kolleg*innen aus der Stadtverwaltung rekrutiert, um deren Know-how und Perspektiven mit einzubeziehen. „Solche Projekte funktionieren nur, wenn es einen engen Dialog zwischen der Kommune und den engagierten Jugendlichen gibt – und der läuft einfach besonders gut, wenn die Beteiligten in einem ähnlichen Alter sind“, sagt sie. Für Sefqan, Aylin und Burçak, die sich alle drei für Lokalpolitik interessieren, war das Mitmachen selbstverständlich. Zumal sie der Meinung sind, dass gerade ihre Generation international mehr zusammenarbeiten muss, um globale Probleme zu lösen.

Aufklärung über Verbrauchsdaten, Artenschutz und Klima

„Wir wollen Jugendliche in unseren Städten aufklären und klarmachen, wie dringend wir den Umweltschutz verbessern müssen“, so Aylin. „Man kann schon im Kleinen viel erreichen – das soll unsere Kampagne verdeutlichen.“ Um das Thema anschaulich zu machen, will das Projektteam zum Beispiel Zahlen zum Energie- und Wasserverbrauch in Marl und Kușadası zusammentragen und über die Alltagssorgen etwa von Imkern und Bauern informieren. Auch um den Artenschutz soll es gehen, der für das an der Küste gelegene Kușadası, wo viele Meeresschildkröten brüten, eine große Rolle spielt. Dem angehenden Architekten Burçak liegt außerdem die Bedeutung des Städtebaus für den Klimaschutz am Herzen: „Wir haben in Kușadası viele historische Gebäude. Mich interessiert sehr, wie sich das auf die Luftverschmutzung auswirkt“.

Junge Menschen als Brücke in die Bevölkerung

Wie es konkret weitergehen soll? Burcu Kanbal, in der Stadtverwaltung Kușadası für das Projekt zuständig, und Jennifer Radscheid wollen mit den Jugendlichen noch mehr Ideen auf den Weg bringen. In jedem Fall wollen die Teams in Kontakt bleiben und in weiteren Online-Meetings gemeinsam Pläne schmieden. „Und irgendwann können wir uns dann bestimmt auch gegenseitig besuchen“, sagt Burcu. Ihre große Hoffnung für das Projekt: „Junge Menschen sind für uns eine Brücke in die gesamte Bevölkerung. Mit ihrer Hilfe können wir in die Familien hineinwirken und so in unseren beiden Städten einen konkreten Beitrag für mehr Umweltbewusstsein leisten.“

Das Projekt ist Teil der Projektreihe „New Pathways for German-Turkish Youth Exchange“ der Deutsch-Türkischen Jugendbrücke.
Die Projektreihe wurde aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert.